Glücksspielsteuer in Deutschland: Wer zahlt und was gilt?

Glücksspielsteuer
Von Sebastian Duda - stock.adobe.com

Glücksspiel ist in Deutschland streng geregelt – und das betrifft nicht nur die Spielregeln, sondern auch die steuerliche Seite. Wer Gewinne erzielt oder als Anbieter Umsätze generiert, trifft früher oder später auf die Glücksspielsteuer. Doch nicht jede Form des Spiels fällt automatisch unter diese Steuer, und auch bei den Anbietern zeigen sich Unterschiede, je nachdem, wie und wo das Angebot bereitgestellt wird. Der Beitrag bietet einen Überblick über die zentralen Regelungen, betroffene Gruppen und typische Fallstricke.

Was gilt als Glücksspiel im steuerlichen Sinne?

Im Steuerrecht zählen zu den Glücksspielen all jene Angebote, bei denen der Gewinn überwiegend vom Zufall abhängt und für die Teilnahme ein Entgelt verlangt wird. Dazu gehören klassische Lotterien, Sportwetten, Automatenspiele, aber auch bestimmte Online-Angebote. Reine Geschicklichkeitsspiele oder private Spielrunden ohne Teilnahmeentgelt fallen dagegen nicht in diesen Bereich. Entscheidend ist stets die Kombination aus Entgeltpflicht und Zufallsprinzip.

Gesetzliche Grundlage: RennwLottG und Glücksspielstaatsvertrag

Die Glücksspielsteuer ist im Rennwett- und Lotteriesteuergesetz (RennwLottG) geregelt. Dieses unterscheidet zwischen Lotterien, Wetten und anderen Formen des Glücksspiels. Ergänzt wird es durch den Glücksspielstaatsvertrag der Bundesländer, der seit Juli 2021 auch Online-Glücksspiel unter bestimmten Bedingungen erlaubt und reguliert. Beide Regelwerke greifen ineinander und betreffen sowohl Anbieter als auch teils mittelbar die Spielenden.

Wer zahlt die Steuer – Anbieter oder Spieler?

Grundsätzlich richtet sich die Glücksspielsteuer an die Veranstalter der jeweiligen Angebote. Das bedeutet: Veranstalter von Sportwetten, Lotterien oder Online-Automatenspielen sind verpflichtet, ihre Umsätze zu versteuern. Die Steuer wird dabei in der Regel auf die Einsätze erhoben, nicht auf die Gewinne. Indirekt können jedoch auch Spielende betroffen sein, etwa wenn sich die Anbieter diese Abgaben über Gebühren oder schlechtere Auszahlungsquoten refinanzieren.

Online-Glücksspiel unter der Lupe

Seit der Legalisierung bestimmter Online-Angebote hat sich die Steuerlandschaft verschärft. Anbieter von Online-Poker, virtuellen Automatenspielen oder digitalen Casinospielen unterliegen der sogenannten virtuellen Spielautomatensteuer. Sie beträgt fünf Prozent auf den Einsatz. Wenn ein Online Casino Echtgeld-Gewinne ausschüttet, ist es verpflichtet, die Steuer für den vorher getätigten Einsatz abzuführen – unabhängig davon, ob der Spielende am Ende gewinnt oder verliert. Für die Spielenden kann sich das in einer geringeren theoretischen Auszahlungsquote bemerkbar machen.

Lotterien und Sportwetten

Für Lotterien und Sportwetten gelten spezifische steuerliche Regelungen, die sich hinsichtlich Höhe und Erhebungsart unterscheiden. Lotterien, zu denen beispielsweise die staatliche Lottoziehung oder Sonderverlosungen zählen, unterliegen einem festen Steuersatz von 16,66 Prozent auf den Einsatz. Das bedeutet: Von jedem Euro, den Teilnehmende investieren, fließt rund ein Sechstel direkt an den Staat. Diese Steuer wird von den Veranstaltern abgeführt, meist ohne dass Spielende sie bewusst wahrnehmen – der Ticketpreis beinhaltet die Steuer bereits.

Bei Sportwetten liegt der Steuersatz mit fünf Prozent deutlich niedriger, wird aber in der Praxis oft spürbarer. Auch hier sind die Anbieter verpflichtet, die Steuer auf jeden Wetteinsatz an das Finanzamt zu entrichten. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, geben viele Wettanbieter diesen steuerlichen Aufwand in Form von Gebühren oder schlechteren Quoten an die Nutzer:innen weiter. Wer etwa zehn Euro auf ein Spiel setzt, sieht sich nicht selten mit einem zusätzlichen Steuerabzug konfrontiert oder erhält für denselben Einsatz geringere potenzielle Gewinne als bei einem Anbieter ohne deutsche Lizenz.

Spielbanken und Automatenspiele vor Ort

Spielbanken unterliegen einer eigenen, landesrechtlich geregelten Spielbankabgabe, die sich an Bruttospielerträgen orientiert. Diese Abgabe kann je nach Bundesland unterschiedlich hoch sein. Auch für Spielhallen und klassische Geldspielgeräte gibt es gesonderte Regelungen: Hier wird oft eine pauschale Steuer auf Basis der Gerätezulassung oder Einnahmen fällig, zusätzlich zur Umsatzsteuer auf die Betreiberleistungen.

Gewinne für Privatpersonen – steuerfrei oder nicht?

Ein häufiger Irrtum betrifft die Besteuerung von Glücksspielgewinnen durch Privatpersonen. Grundsätzlich gilt: Wer gelegentlich an Glücksspielen teilnimmt, muss erzielte Gewinne nicht versteuern – sofern es sich nicht um eine gewerbliche Tätigkeit handelt. Wer allerdings regelmäßig, systematisch und mit Gewinnerzielungsabsicht spielt, kann unter Umständen als gewerblich tätige Person eingestuft werden. In solchen Fällen droht Einkommensteuerpflicht. Auch Influencer oder Streamer, die ihr Glücksspiel mit kommerzieller Absicht verbinden, sollten genau hinsehen.

Kritik und Reformdiskussionen

Die aktuelle Ausgestaltung der Glücksspielsteuer ist nicht unumstritten. Kritiker bemängeln, dass die fünfprozentige Steuer auf Online-Einsätze zu einer strukturellen Benachteiligung legaler Anbieter führe, da illegale Plattformen sich der Abgabe entziehen. Zudem wird diskutiert, ob die Besteuerung der Einsätze anstelle der Gewinne noch zeitgemäß sei. Auch die Frage, wie Spielerschutz und Steuerpolitik besser miteinander in Einklang gebracht werden können, steht regelmäßig im Fokus politischer Debatten.

Fazit: Ein komplexes Feld mit vielen Beteiligten

Die Glücksspielsteuer in Deutschland regelt weit mehr als nur den Umgang mit Lotterien oder Spielhallen. Durch die Einbeziehung digitaler Angebote wie Online-Casinos und virtueller Automatenspiele ist ein vielschichtiges System entstanden, das sowohl Anbieter als auch indirekt Spielende betrifft. Besonders die Besteuerung von Einsätzen statt Gewinnen sorgt regelmäßig für Kritik – gerade mit Blick auf den Spielerschutz und die Wettbewerbsfähigkeit legaler Anbieter im Vergleich zu nicht lizenzierten Plattformen.

Wer in irgendeiner Form mit Glücksspielen zu tun hat, sollte die steuerlichen Regeln und Zuständigkeiten kennen – sei es als Betreiber, gelegentlicher Spielteilnehmer oder auch als Influencer mit Glücksspiel-Content. Denn neben der gesetzlichen Pflicht zur Abgabe können sich auch wirtschaftliche und rechtliche Folgen ergeben, wenn Steueraspekte unbeachtet bleiben. In einem Markt, der sich stetig verändert, bleibt steuerliche Klarheit ein entscheidender Faktor.

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