Börse als zweites Standbein: Wann der Aktienhandel Unternehmern echten Mehrwert bietet

Börse als zweites Standbein

Für viele Unternehmer stellt sich irgendwann die Frage, ob es sinnvoll ist, einen Teil ihres Kapitals an der Börse anzulegen. Aktienhandel gilt als lukrative Möglichkeit, Geld zu investieren – gleichzeitig ist er aber auch mit Risiken verbunden. Ob sich der Aktienhandel für Unternehmer lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die finanzielle Situation des Unternehmens, die Risikobereitschaft des Unternehmers, seine Kenntnisse über den Kapitalmarkt und die individuellen Ziele. Hier im Ratgeber soll kurz darauf eingegangen werden, ob sich der Aktienhandel für Unternehmer lohnt.

Unternehmerisches Kapital: Binden oder streuen?

Ein zentrales Thema für Unternehmer ist die Allokation ihres Kapitals. Viele investieren den Großteil ihres Vermögens in ihr eigenes Unternehmen – was logisch erscheint, denn dort haben sie die größte Kontrolle und kennen das Geschäft in- und auswendig. Doch genau hierin liegt auch ein Risiko: die sogenannte Klumpenrisiko-Problematik. Sollte das eigene Unternehmen scheitern, kann auch das gesamte Vermögen betroffen sein.

Trading im Aktienbereich bietet Unternehmern eine interessante Option zur Diversifikation des Vermögens. Durch gezielte Handelsstrategien in verschiedenen Branchen, Märkten und Unternehmen lässt sich das Risiko streuen und das Portfolio dynamisch aufstellen. Für Unternehmer mit einer soliden Kapitalbasis kann aktives Trading eine sinnvolle Ergänzung zur Haupterwerbstätigkeit darstellen.

Zeit und Know-how: Trading als Nebengeschäft?

Erfolgreiches Trading erfordert weit mehr als nur Kapital: Fachwissen, Disziplin und Zeit sind unerlässlich. Wer eigenständig traden möchte, muss sich intensiv mit Marktbewegungen, technischen Analysen und wirtschaftlichen Entwicklungen beschäftigen. Anders als passives Investieren verlangt aktives Trading kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Marktgeschehen – es ist kein Selbstläufer und sollte nicht unterschätzt werden. Auf dem Weg zum ersten Trade gibt es für Einsteiger praktische Hilfen, zum Beispiel in Online-Kursen. Hierin wird auf einfache Weise das Grundwissen vermittelt. Eine Gewinngarantie kann es jedoch leider nicht geben. Dennoch sind diejenigen besser aufgestellt, als wenn man blauäugig größere Summen auf dem Aktienmarkt investiert.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass das eigene Traden jedoch in aller Regel viel Zeit in Anspruch nimmt, die man als Unternehmer eigentlich nicht hat. Für Unternehmer, die ihre Zeit voll im eigenen Betrieb investieren, kann passives Investieren eine bessere Lösung sein. Hierbei wird Kapital in breit gestreute ETFs oder Fonds angelegt, die langfristig stabile Renditen erwirtschaften können – mit deutlich geringerem Zeitaufwand.

Risikomanagement: Wie viel Risiko ist tragbar?

Ein erfolgreicher Unternehmer kennt das unternehmerische Risiko – doch beim Trading im Aktienhandel ist die Risikolage grundlegend anders. Während im eigenen Betrieb viele Faktoren kontrollierbar sind, ist man beim Trading stark von externen Einflüssen abhängig: etwa Konjunkturschwankungen, politischen Entscheidungen, Zinspolitik oder globalen Krisen. Daher ist es entscheidend, das Risiko des Tradings realistisch einzuschätzen. Kurzfristige Spekulationen können hohe Gewinne ermöglichen – aber ebenso rasch zu erheblichen Verlusten führen. Anders als beim langfristigen Investieren erfordert aktives Trading eine ständige Marktbeobachtung und schnelle Reaktionen. Wer erfolgreich traden will, braucht nicht nur eine fundierte Strategie, sondern auch ein klares Risikomanagement. Bekannte Werte wie die aus dem DAX können dabei als Orientierung dienen – garantieren aber keine Sicherheit im schnellen Handel. Unternehmer, die an langfristigem Vermögensaufbau interessiert sind, sollten daher eher auf Value-Investing oder ETF-Sparpläne setzen. Hier zahlt man monatlich eine bestimmte Summe ein und überlässt das Traden den Profis.

Liquidität und Flexibilität

Ein weiterer Vorteil von Aktieninvestments ist die relativ hohe Liquidität. Aktien können im Normalfall jederzeit verkauft werden – im Gegensatz zu Immobilien oder Maschinen. Diese Flexibilität kann besonders für Unternehmer wichtig sein, um bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen Kapital verfügbar zu haben. Gleichzeitig darf diese Flexibilität nicht dazu führen, unüberlegt zu handeln. Wer bei kurzfristigen Kursverlusten panisch verkauft, realisiert Verluste, die sich langfristig möglicherweise ausgeglichen hätten.

Steuerliche Überlegungen

Auch aus steuerlicher Sicht kann sich Aktienhandel lohnen – allerdings hängt das stark vom individuellen Unternehmensmodell und der Rechtsform ab. Bei Einzelunternehmen oder Personengesellschaften fließen Kapitalerträge in die persönliche Steuererklärung ein. Kapitalgesellschaften hingegen können über Holding-Strukturen von Steuervergünstigungen bei Dividenden und Kursgewinnen profitieren. Es ist ratsam, sich steuerlich beraten zu lassen, bevor größere Summen investiert werden. Eine professionelle Strukturierung der Investments kann die steuerliche Belastung erheblich reduzieren.

Persönliche Ziele und Lebensplanung

Am Ende hängt die Entscheidung für oder gegen den Aktienhandel auch von den persönlichen Zielen des Unternehmers ab. Wer seine Altersvorsorge diversifizieren möchte oder ein zweites Standbein zum eigenen Geschäft sucht, findet im Aktienmarkt viele Möglichkeiten. Wer hingegen emotional stark auf Kursverluste reagiert oder sich nicht weiter mit Finanzthemen beschäftigen will, sollte vorsichtig sein oder professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Grundsätzlich kann man durch den Aktienhandel hohe Gewinne einfahren, andererseits aber auch nicht unerhebliche Verluste. Man sollte nur so viel Kapital einsetzen, welches man im Notfall auch als Verlust verkraften kann.

Fazit: Für wen lohnt sich Aktienhandel als Unternehmer?

Ja, Aktienhandel kann sich für Unternehmer lohnen – unter bestimmten Bedingungen:

  • Kapitalüberschuss: Es sollte nur Geld investiert werden, das kurzfristig nicht im Unternehmen benötigt wird
  • Risikoverständnis: Der Unternehmer muss sich des Börsenrisikos bewusst sein und darf keine überzogenen Erwartungen haben
  • Langfristiger Fokus: Wer langfristig denkt und breit streut, hat bessere Chancen auf stabile Erträge
  • Zeit oder Berater: Ohne Zeit und Fachkenntnis ist die Unterstützung durch Finanzexperten oder passives Investieren (z. B. über ETFs) sinnvoller

Am besten ist der Aktienhandel also nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur eigenen unternehmerischen Tätigkeit zu sehen – als intelligentes Risikomanagement und strategische Vermögensbildung.

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