Als Firma in Kryptowährungen investieren: Sinnvoll oder eher nicht?

Als Unternehmen in Cryptowährungen investieren

Kryptowährungen waren lange Zeit digitale Spielzeuge für Technerds, Libertäre und Menschen mit einer Vorliebe für Achterbahnfahrten im Depot. Doch aus dem einstigen Nerd-Narrativ ist längst ein globaler Milliardenmarkt geworden.

Und wie es nun einmal so ist mit neuen Märkten: Früher oder später klopfen auch die Unternehmen an die Tür. Nicht mehr nur, weil sie „mal was mit Blockchain“ machen wollen, sondern weil sich handfeste strategische Fragen stellen.

Von der Nische zur realen Option

Der Krypto-Markt hat in den letzten Jahren nicht nur Schlagzeilen gemacht, sondern auch Strukturen geschaffen. Bitcoin, Ethereum und Co. sind nicht mehr bloß volatile Tokens mit coolen Logos, sondern digitale Vermögenswerte mit echtem ökonomischen Gewicht.

Das zeigt sich nicht nur am wachsenden Handelsvolumen, sondern auch an den Namen, die plötzlich im selben Atemzug genannt werden: Tesla, MicroStrategy, Square, allesamt Unternehmen, die Teile ihrer Rücklagen in Kryptowährungen umgeschichtet haben. Wer heute als Firma Bitcoin kaufen möchte, steht also längst nicht mehr allein im Wind. Aus einem Spielplatz wurde ein Schauplatz.

Dabei geht es nicht nur um Rendite, sondern auch um Wahrnehmung. Unternehmen, die sich mit Kryptowährungen beschäftigen, senden ein Signal: Wir sind zukunftsgewandt, offen für Innovation, bereit für Neues. Gerade für Branchen mit engem Bezug zur Tech- oder Finanzwelt ist diese Außenwirkung kein zu unterschätzender Aspekt.

Wie Unternehmen konkret in Kryptowährungen investieren

Wer als Unternehmen Krypto kaufen will, steht erst einmal nicht vor einem digitalen Abgrund, sondern vor einem durchaus machbaren Prozess. Über Plattformen wie Relai oder Bitpanda Business lassen sich auch als Firma Bitcoin und andere Assets erwerben, natürlich nicht ganz so lässig wie mit der Privat-App auf dem Sofa, aber dennoch verhältnismäßig unkompliziert.

Die Kontoeröffnung erfordert ein erweitertes KYC-Verfahren, also die Prüfung der wirtschaftlich Berechtigten, der Geschäftsführung und der Firmendaten. Keine Raketenwissenschaft, aber mehr Papierkram als bei einem Spotify-Abo.

Der eigentliche Kaufprozess unterscheidet sich kaum von dem privater Investoren, allerdings mit einem Haken: Die Verantwortung für Nachweisführung, Buchhaltung und saubere Dokumentation liegt deutlich schwerer auf den Schultern.

Besonders heikel wird es bei der Verwahrung. Denn während Privatleute gerne mal ihre Seed Phrase auf einen Post-it kleben und im Bücherregal vergessen, ist das bei Firmen ein No-Go. Cold Wallets, Custodians oder Multi-Signature-Systeme gehören hier zur Grundausstattung.

Und natürlich sollte geklärt sein, wer eigentlich handeln darf, wer die Schlüssel verwaltet und wie sichergestellt wird, dass bei einem personellen Wechsel nicht plötzlich das halbe Asset-Portfolio im digitalen Nirwana verschwindet.

Einen spannenden Einblick in das institutionelle Interesse liefert die Studie „Krypto auf dem Weg in Europas Mainstream“ von Bitpanda. In einer Umfrage mit über 10.000 Teilnehmenden aus 13 europäischen Ländern gaben 52 Prozent an, bereits digitale Vermögenswerte zu halten. Ganze 61 Prozent orientieren sich bei ihren Entscheidungen am Verhalten institutioneller Investoren.

Noch spannender: 79 Prozent nannten Vertrauen und Sicherheit als zentrale Voraussetzungen für ihre Krypto-Entscheidungen. Ein Fingerzeig für Unternehmen, dass professionelles Handling und saubere Prozesse nicht optional sind.

Dass die Nachfrage institutionell längst angekommen ist, zeigt sich auch an der Infrastruktur. Bitpanda Technology Solutions wird mittlerweile von über 30 Banken, Brokern und FinTechs genutzt, darunter Schwergewichte wie N26 oder die Raiffeisenlandesbank. Es geht also längst nicht mehr um frühe Experimente, sondern um etablierte Wege.

Steuern, Pflichten und Stolperfallen

Wer denkt, mit dem Krypto-Kauf sei alles erledigt, wird vom Finanzamt schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Denn im Gegensatz zu Privatpersonen, die bei einer Haltefrist von einem Jahr potenziell steuerfrei verkaufen können, kennt das Steuerrecht für Unternehmen keine solche Schonzeit. Gewinne aus dem Verkauf von Kryptowährungen sind unabhängig von der Haltedauer steuerpflichtig.

Der steuerpflichtige Gewinn ergibt sich aus der Differenz zwischen Anschaffungskosten und Verkaufspreis. Doch damit nicht genug: In der Buchhaltung zählt auch die Bewertung der Bestände nach handelsrechtlichen Grundsätzen. Das bedeutet, dass Verluste unter Umständen früher bilanzwirksam werden als Gewinne und das Finanzamt hat ohnehin immer einen Fuß in der Tür.

Kritisch wird es dann, wenn Unternehmen in den gewerblichen Handel mit Krypto einsteigen, also regelmäßig kaufen und verkaufen. Hier können zusätzliche Erlaubnispflichten greifen. Auch die Umsatzsteuerpflicht ist ein Thema, etwa wenn Krypto als Zahlungsmittel für Leistungen verwendet wird. Dann zählt der Kurs am Tag der Leistung, nicht zum Kaufzeitpunkt. Wer hier nicht akribisch dokumentiert, riskiert böse Überraschungen.

Wann Krypto für Unternehmen strategisch sinnvoll wird

Dass sich ein Investment in digitale Assets nicht für jedes Unternehmen lohnt, sollte mittlerweile klar sein. Doch es gibt Konstellationen, in denen ein wohl dosierter Einstieg durchaus sinnvoll sein kann.

Beispielsweise für Unternehmen mit einem starken Tech-Bezug, die ohnehin in digitalen Ökosystemen unterwegs sind. Hier kann ein Krypto-Engagement sogar als Employer Branding wirken, Stichwort: Gehaltsanteile in Bitcoin, was besonders in der Entwickler-Community gut ankommt.

Doch auch als Diversifikationsbaustein kann Krypto eine Rolle spielen. Wichtig dabei ist die klare Begrenzung des eingesetzten Kapitals. Niemand sollte die Lohnrücklagen von drei Monaten in Ethereum parken, nur weil der Coin gerade eine gute Woche hatte. Sinnvoller ist es, mit einem kleinen Prozentsatz des Kapitals zu arbeiten, eventuell mit Stop-Loss-Regeln oder automatisierten Verkaufsgrenzen.

Spannend wird es auch dort, wo Unternehmen in Ländern mit hoher Inflation aktiv sind. Hier kann Krypto als Absicherung gegen Fiat-Wertverlust eingesetzt werden. Aber auch das nur mit Fingerspitzengefühl und einem Plan B in der Tasche.

Grundsätzlich gilt: Ohne interne Richtlinien, wer handelt, wie viel, wann und warum, verliert selbst das solideste Unternehmen schnell die Kontrolle. Dann wird aus einem strategischen Investment ein spekulatives Chaos.

Keine Revolution, aber ein Baustein

Kryptowährungen sind kein Allheilmittel, aber auch keine Gefahr per se. Sie sind ein Werkzeug und wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, wer es nutzt und wie. Unternehmen, die sich mit Krypto beschäftigen, brauchen kein Silicon-Valley-Mindset, sondern klare Prozesse, technisches Grundverständnis und eine realistische Kalkulation.

Die Studie von Bitpanda zeigt deutlich, wohin die Reise geht: Digitale Assets sind im Mainstream angekommen, auch bei Banken, Brokern und etablierten Finanzinstituten. Wer heute die Grundlagen schafft, kann morgen mitreden, nicht nur bei Bitcoin, sondern bei der digitalen Transformation des Finanzwesens insgesamt.

Für viele Unternehmen kann ein Krypto-Investment also ein sinnvoller Baustein sein. Kein Muss, kein Hype, aber eben auch keine Spielerei mehr. Wenn es professionell aufgesetzt ist, steuerlich sauber läuft und strategisch eingebettet wird, kann es einen wertvollen Beitrag zur unternehmerischen Zukunftssicherung leisten.

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