Die Gründereigenschaften

Die Gründereigenschaften

Nach einer Untersuchung der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) stehen die folgenden Gründe für die Insolvenz fast alle direkt oder indirekt mit der Person des Gründers in Verbindung:

  • Finanzierungsmängel (68,6%)Gründer unterschätzen oft ihren kurzfristigen Kapitalbedarf. Probleme gibt es dann, wenn Kunden schleppend zahlen. Gefährlich auch: ein zu hoher Preis bei einer Firmen-Übernahme.
  • Qualifikationsmängel (48%)An der fachlichen Qualifikation mangelt es so gut wie nie. Dafür um so mehr an kaufmännischen und unternehmerischen Kenntnissen. Umgekehrt ist die Branchenerfahrung der Schlüssel zum Erfolg.
  • Familienprobleme (29,9%)Wenn der Ehepartner die familiären Belastungen in der Anfangsphase nicht länger hinnehmen will.
  • Äußere Einflüsse (15,4%)Ursachen, die der Unternehmer weder vorhersehen, noch beeinflussen kann: Änderungen im Kundenverhalten, schwindende Kaufkraft in der Kunden-Zielgruppe, Wertverlust teurer Maschinen durch technischen Fortschritt, verkehrstechnische oder finanzielle Folgen durch geänderte kommunale Planungen.
  • Informationsdefizite (61%)Gründer wissen oft zu wenig vom Marktgeschehen. Sie überschätzen z.B. die Nachfrage für ihr Produkt oder ihre Dienstleistung, unterschätzen die Konkurrenz.
  • Planungsmängel (30,1%)Entweder ist die Planung fehlerhaft. Oder sie ist gut, wird aber nicht eingehalten.
  • Überschätzung der Betriebsleistung (20,9%)Hier ist der Umsatz des Betriebes zu gering im Verhältnis zu den hohen Investitionen oder Fixkosten.

Auch vom Bundesministerium für Wirtschaft wurde eine Untersuchung durchgeführt, welche Aufschluss darüber geben sollte mit welchen Problemen Existenzgründer zu „kämpfen“ haben.

Hierzu wurden rund 160 Gründungsberater von Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern zur Fragestellung

Welches sind nach Ihrer Erfahrung die Probleme, mit denen ein Existenzgründer in der Gründungs- und Nachgründungsphase zu tun haben?

befragt.

Hierbei kam es zu folgendem Ergebnis:

Die größten Probleme von Existenzgründern

(N=52; Mehrfachnennungen)

Diese beiden Untersuchungen machen recht eindrucksvoll deutlich, dass mit der Person des Gründers die Existenzgründung steht oder fällt.

Mit der Existenzgründung wird die Selbständigkeit angestrebt. In der Konsequenz bedeutet dies, dass nun Entscheidungen vorbereitet und getroffen werden müssen, die andere (z.B. beim „noch-Arbeitgeber“) treffen oder getroffen haben.

Man wird nun mit viel Neuem konfrontiert – man ist auf dem Weg zum Unternehmer und zur Führungskraft.

Dieses entscheidende Kriterium wird sehr oft unterschätzt. Es ist daher von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, dass der Gründer sich hier selbstkritisch hinterfragt, ob er das „Zeug zum Unternehmer“ hat.

Die nachfolgende Übersicht zu personenbezogenen Merkmalen, denen Unternehmen bei zukünftigen Führungskräften einen hohen Stellenwert beimessen, soll dies verdeutlichen:

  • Teamfähigkeit/Kooperationsbereitschaft/Empathie
  • Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit
  • Analytische Fähigkeiten
  • Einsatzbereitschaft/Motivation/Engagement
  • Flexibilität
  • Überzeugungskraft/Durchsetzungsvermögen/Beharrlichkeit
  • Selbständigkeit
  • Belastbarkeit
  • Führungspotential
  • Lern- und Leistungsorientierung
  • Organisationsvermögen
  • Entscheidungsfreudigkeit
  • Unternehmerisches Denken und Handeln
  • Selbstdisziplin
  • geistige und körperliche Fitness

Die vorstehende Übersicht repräsentiert sicherlich nur einen Auszug an personenbezogenen Merkmalen und ließe sich noch fortsetzen.

Eine Faustregel besagt, dass im Angestelltenverhältnis ca. 90 Prozent der Tätigkeiten bekannt sind und daher gut beherrscht werden. Nur ca. 10 Prozent der Aufgaben sind neu und müssen daher erlernt werden.

Im Zuge der Existenzgründung kehrt sich dieses Verhältnis um. Der Gründer wird jetzt in der Mehrzahl mit Aufgaben konfrontiert die für ihn absolutes Neuland darstellen.

Es müssen Strategien ausgedacht und umgesetzt werden. Die Kundenakquise ist ein weiteres Thema.

Es müssen

  • Verhandlungen geführt,
  • Projekte geplant, koordiniert und kalkuliert,
  • Budgets überwacht,
  • Zahlungen eingetrieben,
  • Mitarbeiter ausgesucht und eingestellt

werden.

Die Liste der zukünftigen Aufgaben ist schier „unendlich“.

Kurzum – man ist auf dem Weg und will nun selbst Chef werden – ein Unternehmen leiten und führen – verantwortlich Entscheidungen treffen und umsetzen.

Dies alles stellt eine sehr große Herausforderung dar und steht und fällt mit der Person des Gründers. Die vorhergehenden präsentierten Untersuchungen dürften dies eindrucksvoll dargestellt haben.

Es ist daher erforderlich anhand eines Selbsttests zu ermitteln, ob man die für eine erfolgreiche Existenzgründung erforderlichen Eigenschaften mitbringt.

Damit dieser Selbsttest von Erfolg gekrönt ist, müssen die präsentierten Beispiele absolut ehrlich und unvoreingenommen beantwortet werden. Eine „Selbstbeweihräucherung“ wäre verfehlt und würde genau das Gegenteil – nämlich Misserfolg bewirken.

Selbst wenn diese Tests nicht zur Zufriedenheit ausfallen, ist das noch lange kein Grund den Mut zu verlieren, denn vieles kann man lernen, wenn die entsprechenden Ansätze vorhanden sind und der erforderliche Wille und die erforderliche Selbstdisziplin aufgebracht werden.

Es empfiehlt sich, mit Hilfe einer SWOT-Analyse ein erstes Profil aufzustellen.

SWOT – Analyse

StärkenStrenghts
SchwächenWeakness
ChancenOpportunities
RisikenThreats

Die Stärken und Schwächen beziehen sich immer auf die gegenwärtige Situation. Die Chancen und Risiken betrachten die Situation in der Zukunft.

Wie schon erwähnt, sollte der Gründer eine ehrliche Selbsteinschätzung vornehmen.

Im Anschluss an diese Analyse können nun die zwei anderen Testverfahren bearbeitet werden.

Um die Ergebnisse valider zu machen bietet sich an Freunde und Bekannte zu bitten diese Tests ebenfalls zu bearbeiten und dabei den Gründer zu beurteilen.

Aus dem Gesamtergebnis lässt sich dann ein Maßnahmenkatalog aufstellen, um etwaige Defizite abzubauen.

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